Zuletzt aktualisiert am 18.03.2024

Wolfgang traut sich Tango: Tango tanzen im Alter

Wolfgang, 61 Jahre, stellt sich meinen Fragen. Er erzählt wie Tango tanzen im Alter zu einer seiner Leidenschaften wurde.

Wolfgang, wie bist du zum Tanzen gekommen?

Schon als Jugendlicher habe ich selbst einen Tanzkurs gebucht, bei der Tanzschule Fritz.

Warum wolltest du Tanzen lernen?

Der Grund dafür war, dass ich früher in der Disko oder anderen Veranstaltungen in der Ecke stand. Denn ich hatte mich nicht getraut, Mädchen zum Tanzen aufzufordern. Die anderen hatten getanzt. Deshalb hatte ich mich dann zu einem Tanzkurs angemeldet. Mit mir zusammen meldeten sich zwei meiner Freunde an.

War das Anfang deiner 20-er?

Nein, das war mit 16 Jahren.

Und wie lief es dann?

Während des Tanzkurses hatte ich natürlich auch Kontakt mit Frauen. Was auch gut war. Gut, mit 16 Jahren waren wir noch zurückhaltend. Es war toll sich mit der Musik zu bewegen.

Konntest du nach dem Tanzkurs richtig tanzen?

Nach dem ersten Tanzkurs – ein paar Tänze, ein paar Figuren. Das schon. Aber nicht richtig. So kann man es nicht sagen.

Es gab damals jeden Samstag Übungsabende, eine sogenannte Übungsparty. Das war auch toll, eine Kommunikationssache. Denn wir haben damals auch junge Frauen kennengelernt. Das war ganz gut.

Tanzkurse habe ich dann weitergemacht bis ich 18 oder 19 Jahre alt war.

Welche Tänze hast du während der Zeit gelernt?

Am Anfang waren es Walzer, langsamer Walzer, Foxtrott, Disko-Fox, tatsächlich Tango; jedoch kein Tango Argentino. Und Jive, Rumba und Cha-Cha-Cha. Immer nur die Anfänge davon.

Ich habe dann irgendwann einen Fortgeschrittenen-Kurs gemacht. Doch dann habe ich irgendwann einmal aufgehört mit dem regelmäßigen Tanzen.
Wobei das Tanzen an sich, mir schon immer Spaß gemacht hat.

Hast du dort mit Frauen zusammen getanzt oder war es eher Freestyle?

Klassischer Paartanz ließ sich fast nur in der Tanzschule gemeinsam mit Frauen tanzen. Und „draußen“ war es dann eher Freestyle-mäßig. Es sei denn mit einer festen Partnerin. Mit ihr zusammen hat das Tanzen dann schon funktioniert.

Wie ging es dann weiter?

Erst durch eine Beziehung, in der der Wunsch aufkam gemeinsam zu tanzen, habe ich wieder angefangen. Wir starteten mit einem „F“-Kurs. Anschließend Bronze, Silber, ich glaube bis zu Gold. Das waren Standardtänze. Tango war dort nur als ein „klassischer“ Tanz ein Thema; nicht als Tango Argentino. Damals war es schwierig für mich, Tango zu tanzen. Denn bei dem Tanz gab es eher Probleme mit der Partnerin.

Wann oder wie wuchs dein „Kontakt“ zum Tango?

Tango tanzen im Alter | Pro Aging Welt

In Freiburg im Mensabrunnen, auch als Tanzbrunnen bekannt, schaute ich einmal zu, als Tango getanzt wurde.

In der Zeit, mit ungefähr 56 Jahren, verbrachte ich einen Urlaub auf einem großen Dreimaster Segelschiff. Abends hatten wir auf dem Schiff immer Party gemacht und getanzt. Dort lernte ich eine Frau kennen, die Tango Argentino konnte. Mit ihr zusammen tanzte ich Disko-Fox und wunderte mich, was für komische Figuren sie machte. Sie konnte eigentlich keinen Disko-Fox tanzen, sondern hatte Tango-Sequenzen hineingebracht. Diese kannte ich damals noch nicht. Das hatte mich sehr verwundert.
Beim Tango gibt es ein sogenanntes Spielbein. Mit dem eine Frau beim Tanzen „Spielchen“ machen kann. Das hatte die Frau auf dem Schiff damals beim Disko-Fox gemacht.

Nach der Reise bin ich irgendwann wieder einmal beim Tanzbrunnen vorbeigelaufen. An einem Abend als argentinischer Tango getanzt wurde. Es kam eine Frau auf mich zu und forderte mich zum Tanzen auf. Irgendwie haben wir das hinbekommen. Ich weiß gar nicht mehr wie.

Anschließend unterhielt ich mich dort mit einem Mann, der ein guter Tänzer ist. Ich fragte ihn, ob er mir etwas empfehlen könne. Er meinte, als Mann wäre es schwierig argentinischen Tango zu tanzen. Es ist schwierig, weil der Mann die Führung übernehmen muss. Für Frauen ist es einfacher. Man sollte regelmäßig tanzen. Und dann wäre es ein ganz toller und besonderer Tanz.

Exkurs Tango

Zur Unterscheidung gegenüber dem (gelegentlich europäischer Tango genannten) Standardtango des Welttanzprogramms wird die ursprünglichere (weniger reglementierte) Form des Tanzes und die zugehörige Musik weltweit Tango Argentino genannt. In Argentinien selbst ist die Bezeichnung nicht üblich, dort spricht man in der Regel schlicht von Tango. Der Tango gehört seit September 2009 zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit der UNESCO.
(Quelle: wikipedia.com)

Was hattest du dann unternommen?

Daraufhin erkundigte ich mich und fand den Tangoclub Coranzón. Dort nahm ich an einem Wochenende an einem Schnuppertraining für argentinischen Tango teil. Ich bin allein hingegangen, ohne Tanzpartnerin. Das hat mir irgendwie Spaß gemacht. Woraufhin ich mich dort für einen Anfängerkurs anmeldete.

Gefiel dir der Kurs?

Beim Tanzkurs war ich zuerst allein. Was ein wenig blöd war, weil viele mit Partnerinnen dort waren. Es gab Zeiten, da habe ich allein getanzt. Was schwierig ist. Wobei es zu der Zeit hauptsächlich um das Lernen der Figuren ging. Zwischendurch tanzte ich auch mit der Tanzlehrerin. Das war natürlich toll. Irgendwann hatte ich dann eine Tanzpartnerin, mit der ich den Kurs beendete.

Wie lange dauert so ein Kurs?

Ich glaube, sechs oder sieben Termine. Aufgrund der wenigen Trainingstage lebt es ganz klar von der Übung. Sonntags gibt es immer Übungsabende, Milonga.

Was ist für dich das Herausfordernde am argentinischen Tango?

Tango tanzen im Alter | Pro Aging Welt

Als Anfänger hat man gewisse Skrupel, weil dort Menschen sind, die schon 10 oder 20 Jahre zusammen tanzen. Die tanzen natürlich sehr gut. So möchte eine erfahrene Tangotänzerin, die ich auffordere, tolle Figuren machen. Wobei ich sie aufgrund meiner geringeren Erfahrung noch nicht so führen kann, wie sie es vielleicht erwartet oder für diese Tango-Figuren benötigt. Das ist dann so eine Geschichte. Jedoch habe ich die Erfahrung gemacht – auch wenn ich mit einer tango-erfahrenen Frau tanze, dass sie mich eher unterstützt. In dem sie mich ermuntert und lobt. Ich habe immer positive Erfahrungen diesbezüglich gemacht.

Wie ging es nach dem 1. Tangokurs weiter?

Danach machte ich einen Fortgeschrittenenkurs. Dabei hatte ich dieselbe Tanzpartnerin wie im 1. Kurs. Allerdings konnte ich ein paar Mal nicht. Währenddessen tanzte sie mit jemand anderen und wollte dann mit ihm weitertanzen. Ich fand dann wieder eine neue Partnerin. Wechselnde Tanzpartnerinnen sind gut, damit sich der führende Tänzer nicht auf eine Frau einspielt.

Irgendwann merkte ich, es kommen neue Figuren des argentinischen Tangos. Die ich mir merken muss und auch tanzen können muss. Während der Zeit hatte ich viele andere Termine unter der Woche, weshalb ich mich entschied eine Pause einzulegen.

Hast du das Tango tanzen aufgegeben?

Nein, parallel zum Kurs hatte und habe ich immer noch eine private Tanzlehrerin. Auch zum argentinischen Tango tanzen. Sie lebt für Tango. Sie hatte mir das mal angeboten. Und das ist wirklich toll.

Machst du das wöchentlich?

Nein, das mache ich sporadisch. So wie es zeitlich gerade passt.

Es ist toll, dass du weiterhin argentinischen Tango tanzt

Ja, beim argentinischen Tango kann man nicht sagen: Jetzt kann ich es. Ich höre auf. Sondern, man muss einfach weitermachen.

Auch die erfahrenen Tänzer sagen, Tango ist viel mehr als Tanzen. Tango ist ein Zwiegespräch zweier Menschen, die sich im Tanz begegnen und sich berühren.

Was ist für dich das Besondere am argentinischen Tango?

Es braucht viel Erfahrung und Praxis, für das, was argentinischen Tango ausmacht: Die besondere Verbindung zwischen den Tanzenden. Die Frau spürt bzw. antizipiert dann die nächsten Bewegungen des Mannes. Wenn sie ganz gut tanzen kann und Vertrauen hat, dann schließt sie die Augen. Und macht die Schritte, wie es der Mann vorgibt. Währenddessen hat sie jedoch Spielraum, mit ihrem Spielbein. Damit kann sie viele Figuren machen. In der Zeit muss der Mann warten, bis sie fertig ist.

Es ist schnell und doch nicht schnell. Einfach alles zusammen.

Tango tanzen im Alter – wie lange geht das?

Es gibt sehr viele ältere Tänzer:innen, wesentlich älter als ich. Ich kenne mindestens zwei über 80-jährige Tänzerinnen, die wunderbar Tango tanzen. Und sie sind auch noch fit. Tatsächlich gibt es im Tanzclub eine über 80-jährige Tänzerin, die mit mir einen Abend lang, als ich noch keine Tango-Erfahrung hatte, tanzte. Es ist beeindruckend, dass Menschen in dem Alter noch Tango tanzen.

Würdest du Tanzen generell, auch argentinischen Tango empfehlen?

Ja, auf jeden Fall. Ich weiß, es ist oftmals schwierig. Denn Männer trauen sich manchmal eher nicht. Natürlich ist Tango ein anspruchsvoller Tanz. Anfangs ist das Schwierige, der Frau zu signalisieren, was ich tanzen möchte.

Wolfgang, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.

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Veröffentlicht am 08.04.2023

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